Kulturkirchenfest 30.-31.08.2025

„Wenn die Stadt zur Kirche wird – Rückblick auf das Kulturkirchenfest 2025“

„Wenn die Stadt zur Kirche wird – Rückblick auf das Kulturkirchenfest 2025“

Am Wochenende des 30. und 31. August wurde die Chemnitzer Innenstadt zu einem besonderen Ort der Begegnung: Mit dem Kulturkirchenfest 2025 haben wir als Kulturkirche eingeladen, Glaube, Kultur und Musik miteinander zu feiern – und Tausende Menschen sind gekommen. Zwei Tage lang war mitten im Herzen der Stadt zu spüren, wie lebendig Kirche sein kann, wenn sie sich öffnet und den Raum für Austausch, Feiern und Nachdenken schafft.

Die Resonanz hat uns tief bewegt. Schon in den ersten Tagen nach dem Fest haben uns zahlreiche Rückmeldungen erreicht: Besucherinnen und Besucher erzählten von intensiven Begegnungen, von musikalischen Höhepunkten, von der offenen, freundlichen Atmosphäre, die sie als etwas Besonderes wahrgenommen haben. Viele sprachen davon, dass sie dieses Wochenende in guter Erinnerung behalten werden – nicht nur als eine schöne Veranstaltung, sondern auch als ein starkes Zeichen für Chemnitz und die Kulturhauptstadtzeit.

Die Vielfalt des Programms war groß: Konzerte unterschiedlicher Stilrichtungen, tiefgehende Bibelarbeiten, lebendige Diskurse zu Glaubens- und Lebensthemen – und Angebote für Kinder und Familien auf der Kirchenmeile und beim Fest der Hoffnung mitten in der Stadt. Dort war mit Spiel, Spaß und Gesprächen spürbar: Kirche kann leicht und fröhlich sein und doch tief verbinden.

Ein unvergesslicher Höhepunkt war das gemeinsame Singen von rund 1.500 Chorsängerinnen und -sängern auf dem Marktplatz, begleitet von der Elblandphilharmonie Sachsen, im Rahmen des Chorfestivals. Dieses Erlebnis hat nicht nur die Teilnehmenden, sondern auch die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer auf dem Platz bewegt. In diesem Moment war spürbar: Glaube funktioniert – auch in einer Stadt, die lange als atheistisch geprägt galt. Musik und Glauben haben Menschen in einer Weise zusammengeführt, die über Worte hinausgeht.

Natürlich lief im Hintergrund nicht alles reibungslos. Bei einer Veranstaltung dieser Größe gibt es viele kleine und große Herausforderungen, und manches mussten wir kurzfristig anpassen oder improvisieren. Doch das Entscheidende ist: Keines dieser Dinge hat die gute Atmosphäre gestört. Im Gegenteil – wir sehen sie als Lernchancen für die Zukunft. Was bleibt, ist Dankbarkeit: Dankbarkeit für die vielen Helferinnen und Helfer, für das reibungslose Miteinander, für das schöne Wetter und vor allem für die spürbare Freude, die diese Tage getragen hat.

Der große ökumenische Gottesdienst am Sonntag bildete den festlichen Abschluss. Er stand unter dem Motto „Geht hin und seht“. Ein Satz, der uns in Bewegung setzt: Geht los, bleibt nicht stehen, macht euch auf den Weg. Das Motto bezog sich auf das Evangelium der wunderbaren Brotvermehrung, in dem Jesus die Jünger zur Bestandsaufnahme auffordert: „Was habt ihr? Was liegt in euren Händen?“ Auch wir haben in diesem Kulturkirchenjahr gefragt: Was bringen wir mit? Welche Talente, welche Ideen, welche Traditionen, welche Kraftquellen tragen wir bei? Und wir haben entdeckt, dass in unseren Händen vieles liegt, doch das Entscheidende geschieht nicht allein durch uns. Wir dürfen sehen: Was in die Hände Jesu gelegt wird, wird verwandelt. Wir werden von Gott beschenkt – und können und sollen diese Gaben weitergeben. Genau das wollten wir mit dem Kulturkirchenfest sichtbar machen. Im Gottesdienst wurde das Thema auch ganz praktisch erfahrbar: mit leckerem, frisch gebackenem Brot, das an die Besucherinnen und Besucher verteilt wurde. Im Gottesdienst wurde uns noch einmal bewusst, wie reich wir schon in diesem Kulturhauptstadtjahr beschenkt wurden. Wir schauten zurück auf Höhepunkte des bisherigen Kulturkirchen-Programms – und führten uns vor Augen, dass wir Grund haben zu großer Dankbarkeit.

Auch die beiden Bischöfe Tobias Bilz und Heinrich Timmerevers zeigten sich beim Abschlussgottesdienst dankbar und positiv erstaunt über die bisherige Zeit im Kulturhauptstadtjahr. „Hätten Sie vor zwei Jahren gedacht, dass wir heute als Kirche mal so ein großes Fest mitten in der Chemnitzer Innenstadt feiern – also ich nicht“, sagte Timmerevers. Und Bilz erinnerte an den Auftrag der Kirche, den Menschen etwas weiterzugeben von Gottes Liebe: „Wir haben auszuteilen, nicht in erster Linie für uns selbst zu sorgen“.

Ökumenische Zusammenarbeit war an allen Ecken des Festes sichtbar. Ob evangelisch, katholisch oder freikirchlich – Christinnen und Christen unterschiedlicher Konfessionen haben gemeinsam gewirkt und gezeigt, dass Einheit trotz Verschiedenheit möglich ist. Viele Besucherinnen und Besucher haben genau das als ermutigend erlebt: Dass Kirche nicht trennen, sondern verbinden will. Besonders gefreut hat uns, dass neben Landesbischof Tobias Bilz und dem katholischen Bischof Heinrich Timmerevers auch Erzbischof Redaelli aus der parallelen Kulturhauptstadt Gorizia und Nova Gorica unserer Einladung folgte. Und nicht nur er: Ein ganzer Reisebus mit Gästen aus beiden Teilen der Stadt – aus Italien und Slowenien – machte sich auf den Weg nach Chemnitz. Damit wurde nicht nur die ökumenische Verbundenheit sichtbar, sondern zugleich auch die europäische Dimension unserer Arbeit. Neben der Thematik des „Ungesehenen“ trat so auch das Kulturhauptstadtmotto von Gorizia und Nova Gorica, „Go! Borderless“, noch einmal neu in den Fokus. In einer Zeit, in der Einheit oft brüchig erscheint, war es ein starkes Zeichen, dass Kirchenvertreter aus unterschiedlichen Traditionen und Ländern gemeinsam mit uns feierten. „Wir arbeiten im Lichte des Evangeliums zusammen, das uns alle zu Schwestern und Brüdern macht. Mögen diese Beziehungen (…) auch ein wichtiges Zeichen der Hoffnung sein für Europa (…)“, sagte Bischof Redaelli.

Wir freuen uns ebenso, dass auch Vertreter aus nicht-kirchlichen Kreisen kamen und Grußworte hielten – darunter Oberbürgermeister Sven Schulze, Staatsministerin Barbara Klepsch, Kulturhauptstadt-Vertreter Stephan Schmidtke und Purple Path Kurator Alexander Ochs. So wurde deutlich: Das Kulturkirchenfest ist ein Fest für die ganze Stadt, getragen von Kirche und Gesellschaft gemeinsam.

„Chemnitz und die Region werden sichtbar, gemeinsam sind wir Kulturhauptstadt“, sagte Ehrenfriedersdorfer Bürgermeisterin Silke Franzl und sprach von positiven Überraschungen, die sie im Laufe des Kulturhauptstadtjahres bereits erlebt habe.

C the unseen – das Ungesehene ist voller Überraschungen. In dieses „C“, das eigentlich für Chemnitz steht, haben wir gemeinsam Christus hineingelegt – den, der selbst der Ungesehene ist und doch mitten unter uns wirkt. Mit Ihm an unserer Seite konnten wir ein Wochenende gestalten, das nicht nur bunt und lebendig, sondern auch tiefgründig war. Ein Fest, das den christlichen Glauben ins Zentrum stellte, ohne sich abzugrenzen, sondern offen für die Vielfalt an Religion, Spiritualität und Suche, die unsere Stadt prägt.

Wir als Kulturkirche 2025 schauen bewegt zurück: Die vielen Monate der Vorbereitung, die Mühe und die Arbeit haben sich ausgezahlt. Das Kulturkirchenfest hat ein Signal gesetzt – für eine offene, hoffnungsvolle und lebendige Kirche mitten in der Stadt. Wir sind überzeugt: Die Erinnerung an diese Tage wird viele Menschen begleiten. Und sie wird mit dazu beitragen, dass Chemnitz nicht nur als Kulturhauptstadt, sondern auch als Stadt des Glaubens, der Begegnung und der Hoffnung in Erinnerung bleibt.

Wie Bernard Millard aus unserem Team sagte, hat das Kulturkirchenfest auf jeden Fall eines gezeigt: „Kirche ist kein Auslaufmodell, sondern ein Vorgeschmack auf die Zukunft.“


Hier finden Sie einige Foto-Rückblicke vom Festtag am 30.08. und dem Abschlussgottesdienst am 31.08.2025:

Fotos: Andreas Seidel


Fotos: Franziska Kurz


Fotos: Michael Baudisch


Festtag (Fotos: Lisa-Maria Mehrkens)


Gottesdienst (Fotos: Lisa-Maria Mehrkens)