ein Kunstprojekt am Purple Path

Bereits im 16. Jahrhundert diente die aus Zinn gefertigte Figur des Bergmanns als Kerzenständer in den Kirchen des Erzgebirges. Mitte des 19. Jahrhunderts wird das Weihnachtsfest zum Lichterfest und dem Bergmann wird ein weiblicher Engel an die Seite gestellt. Seither gehört das Paar zur kulturell-spirituellen Grundausstattung des Erzgebirges und darüber hinaus. Auch im Judentum und im Islam bilden Engel, Berg und Licht einen spirituellen „Dreiklang“.
Die Bildhauerin Christina Doll schuf das traditionelle Paar Engel + Bergmann in neuer Form: Ihr Engel trägt die Züge einer vom Down-Syndrom Betroffenen und ist vom Krippenspiel einer Jugendgruppe inspiriert, ihr Bergmann folgt einer figürlichen Idee Lucas Cranachs ebenso wie einer Fotografie eines Wismut-Kumpels aus der Sammlung des Haus Aktivist in Bad Schlema.
Der regioniale Bezugskreis schließt sich, indem die Künstlerin eine Edition der Skulpturen aus verschiedenen, im Erzgebirge geförderten Materialien anfertigt. Mit dem Kulturhauptstadtjahr 2025 sollen sich Engel und Bergmann auf Dauer in vielen Kirchen, Museen und inklusiven Einrichtungen am PURPLE PATH präsentieren.

Ein erstes Paar in Bronze wurde am 22.Mai 2024 um 13 Uhr an das im Bau befindliche Inklusionshotel Anna & Sascha in Annaberg-Buchholz, Buchholzer Str. 36 übergeben. Bis zur Fertigstellung wird das Paar in der Annaberger Bergkirche ausgestellt.

Zur Bedeutung des Kulturhauptstadtprojektes Engel und Bergmann für Kulturkirche2025

Mit dem Figurenpaar von Christina Doll verbindet sich die Kulturhauptstadtregion Chemnitz 2025 mit dem Erzgebirge, seiner reichen Tradition und auch mit seinem Lebensgefühl.
Das Motiv steht wie kein anderes für die Identitätsbildende Bergbaugeschichte der Region einerseits und die spirituelle nach Licht, Geborgenheit und Schutz suchende Seele des Menschen andererseits. Z.B. hat jede Familie Engel für die Töchter und Bergmänner für die Söhne der Familie im Advent in die Fenster gestellt. Die Verwendung der Bergmannfiguren als Kerzenhalter auf dem Altar der Kirche scheint die erste Verwendung gewesen zu sein. Alltag und Glaube wurden emotional verbunden. Diese Verbindung gibt das Motivpaar E&B über Jahrhunderte weiter.

Christina Doll greift das Motiv gekonnt auf und stellt neue Bezüge zu uns her. Ihr Engel, inspiriert von einem Krippenspiel junger Menschen mit Down-Syndrom stellt eine ganz eigene Verbindung von Himmel und Erde her. Inklusivon, Empathie, Vertrauen und Lebensfreude erscheinen uns beim betrachten als selbstverständlich.
Mit Doll’s Bergmann erfährt der Kumpel des 20.Jahrhunderts eine Würdigung. Ganz anders als die Vereinnahmung für Propagandazwecke in den ersten Jahrzehnten der DDR stellt ihn Christina Doll in die Linie der Würde des Menschen wie sie im Cranach Altar in St.Wolfgang Schneeberg erzählt ist. Der Bruch zur christlichen Würde-Tradition ist in ihrem Paar geheilt.

Als Kulturhauptstadtprojekt kann nun E&B in verschiedenen Kontexten zur Geltung gebracht werden. Inklusion wie hier im zukünftigen Hotel Anna und Sascha, aber auch in Bildung, Seelsorge und Gesundheitswesen, Familienunterstützung, Diakonie, Kirchen, Dorfplätzen usw.
An jedem Kontext werden neue jeweils andere interessante Aspekte besonders zur Geltung kommen. Einheimische und europäische Gäste bekommen einen Einblick in die Stärke unserer Identität. Gleichzeitig öffnen wir uns für die mitgebrachten Erfahrungen der Gäste und kommender Generationen.

Aus all dem folgt, dass dieses Kulturhauptstadtprojekt ganz besonders für Ausrichtung und Ziel unseres ökumenischen Verbundes Kulturkirche2025 steht. Aber nicht nur das. Es zeigt als Projekt die Exzellenz des PurplePath und verstärkt seine Wirkung.