Mut, Stärke und Durchhaltevermögen im Wandel der Zeit
Im Zuge der Gesprächsreihe „Unternehmerbiografien 1972“ stellten wir am 25. März 2024 in der Holzkirche drei Unternehmerinnen vor, die mutig und initiativ in den letzten 30 Jahren den Aufbruch in eine neue Zeit gestaltet haben: Wir sprachen mit Tabea Schäfer (Bahner und Schäfer GmbH), Eva Donath und Anja Fritzsche (beide Alfred Weigel Federnfabrik GmbH und Co KG) über Herausforderungen, die als Unternehmerin zu unterschiedlichen Zeiten bestehen und mit Jutta Pflugbeil als Zeitzeugin über die Enteignung der Firma ihrer Mutter (Karl Schneider KG).
Die rund 30 Zuhörer interessierten Fragen wie „Was bedeutet es für einen Familienbetrieb, wenn er plötzlich dem Staat gehört?“, „Und führen Frauen anders?“ Die vier mutigen und starken Frauen erzählten von ihren bewegten und bewegenden Lebenswegen, die eng mit den familieneigenen Betrieben verknüpft sind. Sie mussten in der DDR starke Repressalien bis hin zur Enteignung der Firmen erleben. „Es wurde einfach übernommen“, sagte Jutta Pflugbeil. Zum Nein-Sagen sei keine Chance gewesen. Wenn sie dann sagt: „Meine Mutter ist bis zu ihrem Tod nie damit fertig geworden“, verdeutlicht das, wie einschneidend diese Geschehnisse waren.
Tabea Schäfer berichtete von vielen negativen Erlebnissen bereits als Kind in der Schule – sie habe als Christ und Unternehmertochter „das Feindbild erfüllt“ und sei „der letzte Rest des Kapitalismus, der noch ausgerottet werden musste“ gewesen. Dass ihr verboten wurde, zu studieren, scheint für heutige Zeiten kaum noch vorstellbar. Doch sie habe durch diese Erfahrungen gelernt, Dinge auszuhalten, etwas Widerstand zu leisten und schnell zu reagieren auf Veränderungen.
Anja Fritzsche und ihre Schwester Eva Donath erzählten, dass ihre Familie nicht glaubte, den Betrieb je zurückzubekommen. Als es dann doch soweit war, sei der Betrieb völlig heruntergewirtschaftet und nicht wettbewerbsfähig gewesen. Sie mussten von Null starten. Heute stehen Schäfer, Donath und Fritzsche als Frauen und Mütter an der Spitze ihrer Firmen in eher männerdominiert Bereichen. Und führen Frau denn nun anders? Ja, sagte Eva Donath, „mehr aus dem Bauch heraus.“ Und vielleicht auch mit ein wenig mehr Empathie im Umgang mit Mitarbeitern, mit mehr Rundumblick, familienorientierter und kommunikativer im Netzwerken. Häufig müsse man vor allem in solchen Bereichen als Frau immer etwas besser sein als ein Mann, um das Gleiche zu bewirken, sagen die Unternehmerinnen. Doch auch Frauen können führen und etwas bewegen, machen sie anderen Frauen Mut. Wichtig seien eine klare Vision, ein unterstützendes soziales Netzwerk und Mut, eigene Wege zu gehen. „Es wird nie die passende Zeit sein, aber Frauen in Verantwortung sind wichtig für die Gesellschaft“, sagte Tabea Schäfer. Junge Unternehmerinnen könnten auch für Chemnitz und die umliegende Region eine Chance sein, diesen „schönen Standort“ wieder mehr sichtbar zu machen und voranzubringen, ergänzte Anja Fritzsche.
Unsere Galerie gibt einen kleinen Einblick in den Abend.
Fotos: Lisa-Maria Mehrkens / Kulturkirche2025