Herbstvortrag mit Prof. Dr. Dr. Michael N. Ebertz: „Ist die Kirche noch zu retten? Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken aus soziologischer Sicht“
Die Herbstvorträge sind ein Format, das sich in Zusammenarbeit mit dem Agricolaforum der Katholischen Akademie in ihrer Thematik und inhaltlichen Auseinandersetzung ganz direkt auf das Kulturhauptstadtmotto „C the unseen“ beziehen. Unter der Überschrift „Umbruch – Durchbruch – Aufbruch“ sollen in diesem Jahr verschiedenste Aspekte von Brüchen und der damit einhergehenden Möglichkeit zur Heilung und Versöhnung sowohl theologisch als auch gesellschaftlich in den Blick genommen werden.
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit von Katholischer Akademie, der Katholischen Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz und Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 statt.
Jeweils 19.30 Uhr, im Gemeindezentrum St. Johannes Nepomuk (Hohe Straße 1, 09112 Chemnitz)
04.09.2024
„Umbruch – Aufbruch – Durchbruch … biografische Einschnitte“
Dr. Ulrike Lynn, Katholische Beauftragte der Kulturhauptstadt 2025 im Gespräch mit anderen Berichtenden
Das Leben eines jeden Menschen ist geprägt von Phasen des Wandels, der Herausforderungen und der Erneuerung. Viele biografische Einschnitte formen und definieren das eigene Denken, Fühlen und Handeln, indem sie dazu einladen, alte Muster zu hinterfragen, neue Wege zu beschreiten und unser Selbstverständnis weiterzuentwickeln.
Die Begriffe Umbruch, Durchbruch und Aufbruch haben eines gemeinsam: den Bruch, der das Leben verändert.
Umbrüche markieren Zeiten des Umsturzes und der Unsicherheit. Es sind Momente, in denen das gewohnte Leben ins Wanken gerät. Dies kann durch äußere Ereignisse wie den Verlust eines Jobs, ein Todesfall, eine Trennung oder eine schwere Krankheit ausgelöst werden. Aber auch innere Entwicklungen, wie das Erreichen eines Wendepunkts im Denken oder Fühlen, können einen Umbruch hervorrufen.
Aus diesem inneren Chaos kann ein Durchbruch hervorgehen – Momente der Klarheit und Erkenntnis, die plötzliche Offenbarung eines neuen Sinns oder einer neuen Richtung. Durchbrüche können sich als Erleuchtung oder als ein langsamer Prozess der Einsicht zeigen und schenken Aufwind für eine Phase der Aktivität und des Neubeginns. Im Aufbruch werden gewonnene Erkenntnisse in die Tat umgesetzt und das zerbrochene Leben neu geordnet und gestaltet. Dieser Prozess ist oft von einem Gefühl der Erneuerung und des Optimismus geprägt und beinhaltet wichtige Elemente des Heilens und der Versöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte.
Brüche sind unvermeidliche Bestandteile des menschlichen Lebens. Sie kennzeichnen die Momente tiefgreifender Veränderungen und persönlicher Entwicklung. Jeder dieser Einschnitte trägt dazu bei, über das eigene Selbst hinauszuwachsen und neue Aspekte der Persönlichkeit zu entdecken.
Diesen Lebensphasen von Umbruch, Durchbruch und Aufbruch wollen wir uns an diesem Abend widmen und über die Brüche einzelner Biografien ins Gespräch kommen. Betroffene erzählen von ihren Erfahrungen im Umgang mit Wendepunkten in ihren eigenen Geschichten und nehmen uns mit hinein in die Prozesse ganz persönlichen Wankens und Heilung.
11.09.2024
„Der verlassene Jesus als Schlüssel zum Leben in Brüchen – Ein Zugang aus der Spiritualität der Fokolarbewegung“
Benno Schäffel, Probst
Etwa zeitgleich mit den theologischen Antwortversuchen auf das Grauen des Holocaust macht die Trienter Katholikin Chiara Lubich die geistliche Entdeckung des gekreuzigten Jesus, der nach dem Markus- und dem Matthäusevangelium vom Kreuz seine Gottverlassenheit hinausschreit. Für Chiara Lubich und die entstehende Fokolarbewegung sollte dies zum Impuls werden, sich in einer von Brüchen und Verwerfungen gekennzeichneten Welt für Annahme, Heilung und Einheit einzusetzen.
So wird das Phänomen des gekreuzigt-verlassenen Gottes und die spirituelle Relevanz dieses Geheimnisses reflektiert.
Propst Benno Schäffel ist Pfarrer in Chemnitz und gehört seit seiner Jugend der Fokolarbewegung an und inspiriert sich an ihrer Spiritualität.
02.10.2024
„Ist die Kirche noch zu retten? Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken aus soziologischer Sicht“
Prof. Dr. Dr. Michael N. Ebertz, Religionssoziologe und Theologe
Fatalismus macht sich in der Kirche breit, wenn es um ihre Zukunft geht. Niedergänge und Untergänge werden in Abgesängen vorgetragen, weinerlich, kümmerlich, erbärmlich. Selbstmitleid scheint an der Tagesordnung. Im Umbruch wird statt Aufbruch Abbruch kommuniziert. Gibt es keine Zukunft für die Kirche in Deutschland? Der Referent, Soziologe und Theologe, stellt sich quer und ruft: Die Kirche hat Chancen – nahe bei den Menschen von heute, ohne sie zu vereinnahmen. Mit guten Gründen?
Der Religionssoziologe und Theologe Prof. Dr. Dr. Michael N. Ebertz lehrte Sozialpolitik, Soziologie, freie Wohlfahrtspflege und kirchliche Sozialarbeit an der Katholischen Hochschule Freiburg.